Der ideale Ort, um mit der Freiheit unter vier Augen zu sprechen

Jesse Ash, Nina Beier, Hanne Darboven, Harald Falkenhagen, Hans-Peter Feldmann, Sven Johne, Jiŕí Kovanda, Nina Beier & Marie Lund, Roman Ondák und Aslı Sungu

4. Dezember 2010 – 20. Februar 2011
Eröffnung: 3. Dezember 2010, 19 Uhr

Begrüßung: Waltraut Steimke, Geschäftsführung
Einführung: Stefanie Böttcher, Künstlerische Leitung
19:30 Uhr Performance von Nina Beier: Performer Performing Performance performt von Sebastian Kautz

Die künstlerische Freiheit ist legendär. Doch was ist das für eine Art von Ungebundenheit? Was macht sie aus? Handelt es sich bei ihr um eine rein geistige Freiheit oder eine Autonomie der Handlung? Vielleicht besteht diese Freiheit gerade darin, einen eigenen Regelkanon zu erdenken und sich nach ihm zu richten. Häufig basieren künstlerische Werke auf ausgeklügelten Regelsystemen. Strategien, Aufgaben oder Versuchsaufbauten werden erdacht und expliziten Bestimmungen unterworfen, woraus oft vollkommen neuartige Gesetzmäßigkeiten entstehen. Liegt also das Potenzial ihrer Aktionen nicht vielmehr darin, dass Künstler in scheinbarer Abkehr von der Idee des freien Handelns die Richtlinien, die sie befolgen wollen, selbst verfassen und so eigene Schranken ihrer Aktivität errichten? Fälle der selbst gewählten Eingliederung in ein System mit maßgeschneiderten Auflagen beleuchtet die Ausstellung Der ideale Ort, um mit der Freiheit unter vier Augen zu sprechen. Es werden unterschiedliche Beiträge miteinander verknüpft, in denen die Künstler das Aussehen ihrer Umgebung für einen Moment umwandeln, indem sie sie schonungslos enthüllen oder ihr fremde Schablonen auflegen. Sei es mittels Spielregeln, die kreiert und befolgt werden, durch das Überstrapazieren bestehender Vorschriften oder die Implementierung neuer Direktiven für den Rezipienten: der Reiz dieser Praxis liegt darin, Taktiken auszuformen, die Gewohntes unterminieren.

PROGRAMM

18. Januar 2011, 19 Uhr Ausnahmen bestätigen die Regel. Die künstlerische Freiheit in der deutschen Rechtsprechung Vortrag von Dr. jur. Nicolai Kemle, Vorsitzender Institut für Kunst und Recht
Die Freiheit der Kunst ist seit jeher ein umstrittenes Gebiet. Wie frei die Kunst denn wirklich ist, bedarf einer systematischen Betrachtung. Tatsächliche, rechtliche und moralische Einschränkungen können sie einschränken. Kunstfreiheit im heutigen Verständnis bedeutet nicht, dass Kunst alles zeigen, schreiben und darstellen darf, was sie möchte. Sie muss sich in ihren Grenzen halten, um nicht Rechte Dritter zu verletzen. Hält die Kunstfreiheit die Rahmenbedingungen ein, stellt sie auf der anderen ein starkes Recht dar. Denn die Kunst ist eines der ausdruckstärksten Mittel die es gibt, um gesellschaftliche Veränderung herbeizuführen. Die Grenzen der Kunst sind allerdings umstritten und werden in Gerichtsprozessen habhaft. Der Vortrag soll diese Grenzfälle und die Entwicklung der Kunstfreiheit als Grundrecht aufzeigen, zu Diskussionen anregen und für zukünftige Überlegungen Anreiz bieten.

03. Februar 2011, 19 Uhr Die Kunst macht Musik – von John Vage bis Jorinde Viogt Vortrag von Ingrid Buschmann, Kuratorin Freunde Guter Musik Berlin e.V.
Die künstlerische Freiheit zeigt sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auch in den Grenzüberschreitungen zwischen den traditionellen Gattungen der Kunst. Die Schnittstelle von Kunst und Musik, von visueller und akustischer Wahrnehmung und Erfahrung hat sich dabei als ein besonders produktiver Bereich erwiesen. Bei vielen Bildenden Künstlern zeichnet sich die interdisziplinäre Arbeitsweise gerade durch eine bewusste Übertragung ihrer künstlerischen Konzeptionen und Strukturen in den musikalischen Bereich aus. Beide Bezugssysteme, Kunst und Musik, erfahren dadurch eine Erweiterung und neue Impulse.
Der Vortrag stellt einige ausgewählte Künstlerinnen und Künstler vor, die durch ihre individuellen Ordnungssysteme und eigenen Regeln neue Sichtweisen u.a. auf den Zeit- und Materialbegriff sowie auf die Präsentationsformen von Kunst und Musik ermöglichen.

 

Führungen: 16. Dezember 2010, 19 Uhr; 06. Januar 2011, 19 Uhr

 

Herzlichen Dank an den Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln und die bremer shakespeare company.

Die Ausstellung wird gefördert durch: