Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Kerstin Cmelka, Pauline Curnier Jardin, Michele Di Menna, Feminist Land Art Retreat, Margaret Harrison, Alexis Hunter, Anne Imhof, Shana Moulton, Anne Speier, Megan Francis Sullivan, Amelie von Wulffen

30. Januar – 17. April 2016
Eröffnung: 29. Januar 2016, 19 Uhr

Begrüßung: Nicole Nowak, Geschäftsführung
Einführung: Stephanie Seidel, freie Kuratorin und Fanny Gonella, Künstlerische Leitung

Im 16. Jahrhundert entstand die Gattung des Schelmen- oder pikaresken Romans. Sein Hauptprotagonist ist der Schelm (pícaro) – ein Antiheld aus niedriger sozialer Schicht, der einfältig aber auch bauernschlau ist. Oft unabsichtlich wirkt er witzig und derb und stellt mit seiner scheinbar naiven Weltsicht die Gesellschaft mit ihren Konventionen sowie Verlogenheiten in Frage. 

Anstelle des im Roman üblicherweise männlichen Protagonisten fragt diese Ausstellung danach, welche Konventionen herausgestellt werden, wenn der Hauptcharakter die Schelmin – also eine weibliche (Anti-)Heldin – ist. Angelehnt an das literarische Format des Schelmenromans bringt die Gruppenausstellung Werke zusammen, die sich um Perspektivverschiebungen und neue Gewichtungen von weiblichen Rollenzuschreibungen und Handlungsräumen drehen. Die Künstlerinnen stellen soziale Stereotypen, eingefahrene Rollenmuster und normative Vorstellungen von weiblicher Identität humorvoll in Frage. Ironische und satirische Aneignung, Identitätsverschiebungen wie auch groteske und theatralische Elemente sind nur einige der Strategien von den Künstlerinnen zur Entlarvung und kritischen Distanzierung von Klischees. 

So wie die Dramaturgie des pikaresken Romans keiner linearen Erzählung folgt, setzt sich die Ausstellung aus unterschiedlichen Erzählfragmenten zusammen, die sich ergänzen wie auch widersprechen. Die Schelmin verwischt die Gegensätze zwischen falsch und richtig, Erfolg und Misserfolg. Während die Gesellschaft bestimmte Rollenmuster anbietet, wählt die Schelmin stattdessen absurde Pfade, unangemessene Gesten sowie Strategien der Verspottung und der Unverschämtheit. Sie schafft neue Handlungsspielräume, die sich nicht entlang linearem, rationalem Denken messen lassen, sondern eine Verbindung zwischen einer historischen „animistischen, transindividuellen“ und einer heutigen „modularen“ Subjektivität aufzeichnen.


Die Ausstellung ist kuratiert von Stephanie Seidel und Fanny Gonella.

PROGRAMM

Donnerstag, 11. Februar 2016, 19 Uhr Performance von Kerstin Cmelka mit Mario Mentrup, The Animal Exercise
Sonntag, 28. Februar 2016, 14 Uhr Kuratorenführung durch die Ausstellung mit Fanny Gonella
Sonntag, 20. März 2016, zum Sonnenuntergang Performance von Michele di Menna
Donnerstag, 7. April 2016, 19 Uhr Lesung von pikaresken Texten mit Pauline Curnier Jardin

Die Ausstellung wird gefördert durch: