Kathrin Horsch – kurz bevor die Ferientage ihrem Ende entgegen gehen

17. Februar – 22. April 2007
Eröffnung: Freitag, 16. Februar 2007, 19.30 Uhr

Begrüßung: Waltraut Steimke, Geschäftsführung
Einführung: Stefanie Böttcher, Kuratorische Leitung

An dem Birnbaum im Garten gegenüber bis heute eine Birne hängen geblieben; als es Zeit dafür war, ist sie nicht vom Ast gefallen. Die Birne könnte mein Vorbild werden: Auch ich möchte vergessen, worauf ich warte.

(Wilhelm Genazino)

 

In ihren Arbeiten spürt die Künstlerin Kathrin Horsch dem Warten und Erwarten nach. Sie bedient sich dabei diverser Medien – wie Film und Fotografie - sowie der Sprache und akustischer Töne. Ihre Werke muten wie Dokumentationen der Alltäglichkeit, gelegentlich fast wie Sozialstudien an, deren Entstehen auf einer Art Feldforschung basiert. Insbesondere ritualisierte Alltagsbegebenheiten und gleichförmige, sich stets wiederholende Situationen üben eine große Faszination auf die Künstlerin aus. Dabei werden die verschiedenen Spielarten des Alltags jedoch nicht als starre Muster oder Rahmen wahrgenommen. Im Gegenteil die Aneinanderreihung scheinbarer Belanglosigkeiten steigert deren Schönheit und Vielfältigkeit.

In den von ihr provozierten Situationen und Zuständen setzt Kathrin Horsch gezielt das Moment der Wiederholung ein. Dadurch erzeugt und schürt sie bei den Beteiligten und Rezipienten eine Erwartungshaltung, eine Spannung. Sie weckt die Sehnsucht nach Auflösung der Situation und ruft die Neugier auf ein besonderes Ereignis hervor. Doch dem Betrachter werden lediglich fragmentarische, dokumentarisch anmutende Teilstücke präsentiert, die durch die Verbindung untereinander in den Installationen wiederum eine neue, reale Situation und Umgebung schaffen. Durch den Verzicht auf eine progressive bzw. dynamische Entwicklung oder einen Erzählstrang innerhalb der Arbeiten und mittels Überzeichnung der Alltagsbegebenheiten rückt Horsch deren bisweilen humoristische Note und Schönheit oftmals erst ins Bewusstsein. Durch die Reduktion auf minimale, nur leicht variierende Dialoge poetisiert sie so unsere Gewohnheiten und deren Manifestation.

Die Ausstellung kurz bevor die Ferientage ihrem Ende entgegen gehen im Künstlerhaus Bremen ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin und zeigt Arbeiten aus den letzten Jahren.

PROGRAMM


15. März 2007, 19 Uhr Hausbesuch # 7 Führung durch die Ausstellung und Besuch der Ateliers von Christian Helwing und Sandra Kuhne
Beginnend mit einer Führung durch die Ausstellung Kathrin Horsch – kurz bevor die Ferientage ihrem Ende entgegen gehen in der Galerie des Künstlerhauses möchten wir Sie herzlich in die Ateliers der Künstler Christian Helwing und Sandra Kuhne einladen. Stefanie Böttcher und Waltraut Steimke stellen Ihnen die Positionen vor.
19. April 2007, 19.30 Uhr Augenblicke der Aktualisierung Vortrag von Mareike Teigeler, Soziologin
Kathrin Horsch thematisiert in ihren Arbeiten das Warten und Erwarten. Dabei untersucht sie sowohl die Erwartungshaltung an sich als auch deren Entstehungsprozess und Wandlung. Die Künstlerin provoziert auf verschiedenen Ebenen Situationen, die sowohl die Teilnehmer als auch die Betrachter ihrer Projekte dazu animieren, unvoreingenommen die von Außen kommenden Reize wahrzunehmen und miteinander zu verknüpfen. Ausgehend von Gilles Deleuzes Schriften zeigt der Vortrag, wie es Kathrin Horsch in ihren Arbeiten gelingt, anstatt das von ihr beobachtete Terrain einfach widerzuspiegeln, die Möglichkeit zum Gebrauch desselben herzustellen. Das Wahrnehmen und Festhalten alltäglicher Situationen wird bei ihr zu einem Ereignis, dem in soziologischer Hinsicht eine Form von Unbehagen entspricht. Ihm kommt in einer Zeit, in der das soziale Leben vermehrt auf die Bildung verwertbarer `Humanressourcen´ ausgerichtet zu sein scheint, eine subversiv-widerständige Rolle zu.
Mareike Teigeler wurde 1975 in Freiburg i. Br. geboren. Sie ist Soziologin und arbeitet zur Zeit an ihrer Dissertationsschrift Widerstand im Zeichen verinnerlichter Kontrolle bei Prof. Dr. Marianne Pieper (Universität Hamburg).

 

Führungen: 22. Februar 2007,  19 Uhr; 8. März 2007 19 Uhr; 29. März 2007, 19 Uhr; 12. April 2007,  19 Uhr