Passing Ships

Frauke Alber, Roger Perkins, Ulrike Wallis, Jürgen Morgenstern

Juni / Juli 1994

Konzept: Horst Griese

Eine Extrapolation in drei Performances und einer Ausstellung

Zwei Bildhauer kreieren einen Tanz. Die Tänzerin formt die Objekte. Der Klang hinterlässt Spuren, treibt die Verwandlung voran. Die Installation ist Kristallisationspunkt und Ergebnis dieses Zusammenspiels. Der Galerieraum ist Ort der wechselseitigen Transmission von Bühne, Tanz, Skulptur und Klang. Er ist der Behälter für "Passing ships".

Aus bildkünstlerischer Sicht formuliert, entstand im Zusammenwirken von Frauke Alber und Roger Perkins (Bildhauerei), Ulrike Wallis (Tanz) und Jürgen Morgenstern (Klang) eine skulpturale Installation. Die Ereignisse, die im Verwandlungsprozess der Ausstellung kulminierten, können jedoch auch als Produktionsperformance betrachtet werden. Das Auftreten von Ulrike Wallis und Jürgen Morgenstern (die drei Performances "auftauchen", "annähern" und "entfernen") markierten Einschnitte in den plastischen Arbeitsprozess von Frauke Alber und Roger Perkins, Augenblicke des Übergangs von der Bildhauerei in den Tanz. Getanzte und musikalische Improvisationen knüpften an den plastischen Prozess an, schlossen ihn vorläufig ab und eröffneten der weiteren Entwicklung neue Richtungen. So vollzog sich eine mehrmalige Transformation des Raumes, ein wechselseitiges und vielschichtiges Zusammenspiel, dass jedes Medium einer ständigen Veränderung und Verunsicherung ausstetzte. Es ist der radikale Versuch der Künstler, unterschiedliche Aspekte ihrer Arbeit miteinander in Beziehung zu setzten, zu verzahnen, zu verbinden. Dabei wurde ebenfalls eine Reaktion von Abstoßung, von Selbstbehauptung und territorialer Inbesitznahme spürbar.

Die Kooperation der Künstler thematisiert den Entstehungs- und Veränderungsprozess des Werks als kollektivem Versuch. Die Performances stellen hierbei, Fenstern nach innen gleich, Einblicksmöglichkeiten in offene, im Fluss befindliche Vorgänge dar. Künstlerische Entscheidungen werden, Wegkrkeuzungen oder Knotenpunkten gleichend, im Stadium der Unentschlossenheit des Werkes nachvollziehbar. Diese Unabgeschlossenheit bewahrt sich die Installation bis zum Ende. So wird auch der Zweifel, konstruktiver Bestandteil des Weiterschreitens, sichtbar, zeugt die Installation nicht nur von Interaktion, Annäherung und Grenzüberschreitung, sondern auch von unüberwindbaren Grenzen. Die Flüchtigkeit der Begegnung und die Unwiderruflichkeit des Augenblicks finden hier in den "passing ships" ein ihnen gemäßes Leitmotiv.

Text von Horst Griese