Sidsel Meineche Hansen – ONE-self

25. April – 28. Juni 2015
Eröffnung: Freitag, 24. April 2015, 19 Uhr

Begrüßung: Nicole Nowak, Geschäftsführung
Einführung: Fanny Gonella, Künstlerische Leitung

Eine Doppel-Einzelausstellung in Kooperation mit der Temporary Gallery, Köln.

ONE-self ist die erste deutsche Ausstellung von Sidsel Meineche Hansen (*1981 in Ry, Dänemark, lebt und arbeitet in London), die zeitgleich im Künstlerhaus Bremen und in der Temporary Gallery in Köln zu sehen ist. Die Doppel-Einzelausstellung besteht aus zwei räumlich getrennten Präsentationen, die in einem konfliktgeladenen Bereich agieren, welcher die Entstehungsprozesse von Subjektivität und deren inniges Verhältnis zum Kapitalismus reflektiert. Das besondere kuratorische Format der Ausstellung reagiert auf die intensive Beschäftigung der Künstlerin mit Mechanismen der Mikropolitik. Ihre Auseinandersetzung äußert sich in einem kontinuierlich wachsenden Werkkomplex, in dem die Künstlerin Nervosität als eine Form von institutioneller Kritik berücksichtigt und darüberhinaus die Rolle der pornographischen aber auch psychopharmazeutischen Industrie als Produzenten von Subjektivität hinterfragt.

Im Zentrum der Ausstellung steht das 3D Computermodell EVA v3.0, das eine neue Form der Erfahrung des Selbst innerhalb von gesellschaftlichen und ökonomischen Machtstrukturen anspricht. Hierfür hat Hansen die CGI-Animation (Computer-Generated Imagery) EVA v3.0: No Right Way 2 Cum (Oculus Rift) in Zusammenarbeit mit einem Team aus 3D-Animatoren geschaffen, dessen Hauptprotagonistin EVA v3.0 ist. Sie wurde auf der Online-Plattform Turbosquid von der Künstlerin erworben und bereits in weitere künstlerische Arbeiten eingesetzt – sowohl im digitalen Raum weiterer CGI Animationen als auch in materieller Form einer CNC-gefrästen Holzskulptur.

Das im Künstlerhaus präsentierte Video enthält explizite Bilder von weiblicher Sexualität, die mit einer Gender-geprägten Debatte über deren Zensur in der britischen Porno-Industrie verbunden sind. Hansen untersucht dabei nicht nur den Warenstatus der 3D-Figur EVA v3.0, die primär in der pornografischen 3D-Industrie Verwendung findet, sondern auch die Machtmechanismen des „pharma-pornografischen“ Kapitalismus. Die virtuelle Welt der 3D-Animation ist für den Besucher mithilfe eines Oculus Rift (Daten-Brille) erfahrbar, das üblicherweise im Kontext von 3D-Computerspielen zum Gebrauch kommt. In diesem Zusammenhang sind die Bilder nicht nur als Darstellung wahrzunehmen, sondern auch als Auslöser einer körperlichen Erfahrung. So sind Body Horror, Melodrama und Pornographie mit der Arbeit der Künstlerin verbunden. Diese zählen, laut der amerikanischen Filmwissenschaftlerin Linda Williams, zur Kategorie des Body Genre, da sie geschaffen wurden, um im Zuschauer körperliche Reaktionen hervorzurufen.

Parallel sind in der Ausstellung Logos von verschiedenen Firmen zu sehen, deren Corporate Designs mittels Kohle auf die Wand übertragen wurden und auf wirtschaftliche Mechanismen hinweisen, die um das Computermodell aktiviert sind. So verbirgt sich hinter dem Logo der Firma NIK-Design Nikola Dechev, der die Figur EVA v3.0 entworfen hat. Ebenfalls zu sehen ist das Design von Full Moon Productions, eine Medienfirma die sich auf das Jagdwesen spezialisiert. Ein weiteres Logo gehört der Firma X Moon Productions, eine Tochterfirma der Full Moon Productions. Mit XStoryplayer produzierte sie das erste 3D-Spiel für Erwachsene – ein anderes Wort für interaktive pornographische Plattformen, in dem Interaktionen mit 3D-Computermodellen wie EVA v3.0 möglich sind. Im März diesen Jahres wurde das Oculus Rift von Facebook aufgekauft – eine weitere Firma, die für den Wachstum zwischenmenschlichen Umgangs im digitalen Raum sorgt.

Sidsel Meineche Hansen studierte in Kopenhagen, Berlin, Frankfurt am Main und London, am Goldsmiths College. Ihre Arbeit erzielte u.a. vermehrt Aufmerksamkeit in Ausstellungen, Präsentationen und Seminaren in der Serpentine Gallery (A Bright Night: Technologies of Affect, 2015), London, bei castillo/coral-les (J'ai froid, 2014), Paris, Gaswork Gallery (Late Barbarians, 2014), London und INSIDER in der Cubitt Gallery, London. 2014 und 2015 organisierte Meineche Hansen die Gesprächsreihe This Is Not A Symptom an der South London Gallery.

PROGRAMM

Donnerstag, 21. Mai 2015, in Bremen & Freitag, 22. Mai 2015, in Köln, jeweils 19 Uhr Gemeinsame Kuratorenführungen durch die Ausstellung mit Regina Barunke (Temporary Gallery) und Fanny Gonella (Künstlerhaus Bremen)
Donnerstag, 28. Mai 2015, 19 Uhr, Bremen Gespräch mit Dr. phil. Josch Hoenes
Donnerstag, 18. Juni 2015, 19 Uhr, Köln Nervous Tissue, Vortrag von Dr. Marie-Luise Angerer (Professorin für Medien- und Kulturwissenschaften an der Kunsthochschule für Medien Köln) mit anschließendem Gespräch
Sonntag, 21. Juni 2015, 12 Uhr, Bremen Führungen durch die Ausstellung von Christian Helwing im Gerhard-Marcks-Haus (ehemaliger Resident des Künstlerhauses) und durch die aktuelle Ausstellung im Künstlerhaus Bremen

Die Ausstellung wird gefördert durch: