Das Loch

Mit Werken von: Adelhyd van Bender, Walead Beshty, Marcelo Cidade, Doom Spa (Felix Profos/Roseline Rannoch), Keith Edmier, Mario García Torres, Caitlin Keogh, Gordon Matta-Clark, Michaela Melián, Marlie Mul, Henrik Olesen, Yoko Ono, Phillippe Parreno, Francis Picabia, Peter Piller, Josephine Pryde, George Rippon, Dieter Roth, Emily Roysdon, Annette Ruenzler, Takako Saito, Simon Starling, Stefan Tcherepnin, Miroljub Todorovic, Betty Tompkins, Lawrence Weiner, Haegue Yang

Mit Dokumenten u.a. von und über: Charles Babbage, Franz Maria Feldhaus, Joseph-Marie Jacquard, Wolfgang Hainke, Georges-Eugène Haussmann, Nancy Holt, Ada Lovelace, Walter de Maria; Hollerith/IBM, Leitz, Polyphon, Soennecken, Telefunken, Würker, Zuse

20. August - 6. November 2016
Eröffnung: Freitag 19. August 2016, 19 h

Begrüßung: Nicole Nowak, Geschäftsführung
Einführung: Sasha Rossman, Graduiertenkolleg „Das Reale in der Moderne“, Universität Konstanz und Gergana Todorova, Interim Künstlerische Leitung

Die Ausstellung blickt ins Loch. Als schwer greifbare Entität, Form, Prinzip und (Zwischen)Raum ist das Loch auf allen Ebenen des Alltagslebens präsent. Es kann verschiedene Einheiten miteinander verbinden und so die Entstehung neuer Verknüpfungen ermöglichen oder kausale Ereignisse einleiten. Indem es als Unterbrechung einer vordergründig einheitlichen Oberfläche erscheint, eröffnet es andererseits Zugänge zum Immateriellen und Irrationalen.

Im Künstlerhaus Bremen werden Werke von Künstlern verschiedener Generationen – von Dada über Fluxus und Land Art bis zur Gegenwart – präsentiert, die sich mit formalen und metaphorischen Aspekten des Loches auseinandersetzen. In dialogischer Verknüpfung mit Dokumenten sowie Objekten aus der Technikgeschichte, die den systematischen Einsatz von Löchern darlegen, untersucht die Ausstellung das Loch als strukturelles Element.

Historisch betrachtet spielt das Loch eine wichtige Rolle in technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen. Seine systematische Verwendung u.a. in Webstuhl, Rechenmaschine und Archiv ermöglichte es, wiederkehrende Abläufe verschiedenartigen Datenaustausches zu rationalisieren und automatisieren. Die Lochkarte speicherte Informationen und optimierte die Präzision und Effizienz von maschinengestützten Produktionsprozessen. Das Prinzip des Lochs – über Erfindungen von Babbage, Leitz oder Hollerith – diente in der Industrialisierung nicht nur technologischen Zwecken, es konstituierte ebenfalls ein neues Denken und Handeln und begünstigte das Aufkommen der heutigen Informationsgesellschaft. 

Neben seinen rationalen Aspekten als funktionelles Bindeglied lässt das Loch Paradoxien des Materiellen und Sichtbaren aufeinandertreffen. Die Ausstellung rückt diese Ambivalenz ins Licht, indem sie das Loch anhand assoziativer Verbindungen zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen seinen möglichen Funktionsebenen und seinem formalen Potential untersucht. Ohne eine umfassende Chronologie technischer Entwicklungen präsentieren zu wollen, nähert sich die Präsentation aus verschiedenen Perspektiven dem Wesen eines materiell Nicht-Existenten.


Die Ausstellung ist kuratiert von Sasha Rossman und Fanny Gonella in Zusammenarbeit mit Gergana Todorova.

PROGRAMM

Mittwoch, 21. September 2016, 19 Uhr Vortrag und Buchvorstellung von Prof. Dr. Wolfgang Hagen (Professor für Medienwissenschaft an der Leuphana Universität, Lüneburg)
Sonntag, 16. Oktober 2016, 14 Uhr Kuratorenführung mit Gergana Todorova
Dienstag, 1. November 2016, 19 Uhr Gespräch zwischen Simon Starling (Künstler) und Dr. Birgit Schneider (Professorin für Medienökologie an der Universität Potsdam)

Die Ausstellung wird gefördert durch: