K.Ö.N.I.G./K.Ö.N.I.G Dienst am Kunden - Nr. 6
17. September – 21. September 1998
Konzept: Anne Schlöpke
Symposium: künstler&alltagspraxis: Schlaraffia oder die hohe Kunst über die Runden zu kommen
Vorträge, Diskussion, Filme, Ausstellung
Das Künstlerhaus veranstaltet vom 17. bis 21. September 1999 ein Symposion mit dem Titel künstler & alltagspraxis SCHLARAFFIA oder DIE HOHE KUNST ÜBER DIE RUNDEN ZU KOMMEN.
"Wenn die Fabriken von den Menschen geräumt sein werden, gibt es nur noch Sozialhilfe. Die einen gewähren, die anderen empfangen und alle vier Jahre wird gewählt". (Hartmut Bitomsky)
Schwerpunktthema ist die Frage nach dem Stellenwert der Künste in einer Gesellschaft, die auf diese Weise von "Arbeit" entlastet ist:
Welche Erwartungen zur "Krisenbewältigung" werden an die Kunst formuliert? Und wie antworten Künstler darauf? (Statt Visionen entwickeln sie Konzepte zum fröhlichen Scheitern oder arbeiten im Idealfall an der Entwicklung eines neuen common sense).
Das Symposion ist gleichzeitig das dritte Treffen einer Künstlergruppe, die neuen der Organisation von Projekten auch die Kunstvermittlung als Teil ihrer Arbeit begreift. Das erste gemeinsame Projekt OdA* (Organisation des Alltags), das im Frühjahr 1999 erfolgreich bundesweit realisiert wurde, wird vom 18. bis 21.9. in einer Ausstellung präsentiert. Auf der Basis der bisherigen Erfahrungen wird diesmal die politische Wirksamkeit kollektiver künstlerischer Praxis untersucht.
Zwei Vorträge werden in die Thematik einführen.
Der Soziologe Andreas Weber (Freiburg) analysiert die gesellschaftlichen Umstrukturierungen, die sich u.a. durch den Verlust von Arbeit ergeben. Er beschreibt das Scheitern demokratischer Politik und stellt die Frage, ob von künstlerischer Arbeit Impulse zur Lösung der Probleme ausgehen können.
Der Kunsttheoretiker und Kurator Holger Kuba Ventura (Hamburg/Konstanz) stellt die Frage nach der Definition von "politischer Kunst". Wie wird darüber entschieden ob eine künstlerische Arbeit politisch ist, und welche Interessen werden damit verfolgt? Ausgehen von kunsthistorisch abgesicherten Positionen wird die aktuelle künstlerische Praxis und Theoriebildung untersucht.
Für den künstlerischen Teil des Symposions wurde ein Filmprogramm ausgewählt. Im Kino 46 werden am 19./20./21.9. vier Filme von Warum Farocki (Berlin/Oakland) gezeigt. Diese Filme sind in besonderer Weise dazu geeignet, die angesprochenen Themen zu visualisieren.
Sie sind scharfe Analysen des Alltags in der Dienstleistungsgesellschaft und vermitteln ein Bild davon, wie Menschen unter den veränderten Bedingungen mehr und mehr in Scheinwirklichkeiten leben: Sie erproben das Leben in Lehrgängen und bereiten sich fortwährend auf den Ernstfall vor. "Glück und Elend werden durch Sozialtechniken diszipliniert, und so von ihrem Grad der Unberechenbarkeit befreit."
Mit freundlichen Grüßen
Anne Schlöpke, Barbara Thiel