K.Ö.N.I.G./K.Ö.N.I.G Dienst am Kunden - Nr. 7
26. September 1999
Konzept: Anne Schlöpke
Krönung, auf der Biennale in Venedig
Artservice, Projekt und Aktion
ZU GAST IN DER 'SERENISSIMA': K.Ö.N.I.G. fand seinen krönenden Abschluß auf der diesjährigen Biennale in Venedig.
Das KünstlerHaus Bremen war in diesem Jahr eingeladen, sich mit dem Projekt K.O.N.I.G./K.O.N.I.G. Dienst am Kunden im italienischen Pavillon der Biennale vorzustellen.
Die Einladung wurde ausgesprochen von ORESTE, einem Netzwerk italienischer KünstlerInnen, die von Harald Seemann aufgefordert waren, einen Raum im Zentralpavillon der Giardini zu bespielen. Zielsetzung der Gruppe ist, den Austausch unter Künstlern zu fördern, neue Gruppenstrategien zu entwickeln, Freiräume zu schaffen für Ideen, Interventionen und Projekte, "to identify and experience channels of communication". So hat ORESTE für die gesamte Zeit der Biennale Künstlergruppen, Organisatoren von off-spaces und freie Projekte eingeladen, ihre Konzeptionen und Erfahrungen in die Diskussion einzubringen.
K.O.N.I.G.-Tag war Sonntag, der 26.September. Präsentation und Aktion standen unter dem Motto COMMUNICATION-SERVICE.
(Mit eingeladen waren Rita Canarezza und Pier Paolo Coro aus San Marino, deren künstlerische Strategien in eine ähnliche Richtung zielen wie die Fragestellung unseres K.Ö.N.I.G. Projekts nach Kunst als Service.)
Wir entschieden uns für eine der Situation und der Fragestellung unseres Projekts angemessene Aktion:
+ Auftreten als Artservice-Personal (kenntlich an Namensschild, "dienstlich" sticker und Kleidung)
+ Kurzinterviews mit Besuchern zur Frage "Was wünschen Sie sich in diesem Moment von der Kunst/der KünstlerIn?"
+ Verschenken einer Auswahl von Künstlerstatements zu 'Kunst versus Dienst-leistung', die uns im Verlauf des Projekts zugegangen waren (in engl. Übersetzung)
+ Verschenken von Venedig-Postkarten, die mit dem K.Ö.N.I.G.-Stempel versehen waren
Kommunikation und Präsenz standen so im Mittelpunkt unserer Aktion. Statt Konzeptpapiere und schriftliche Dokumentationen auszulegen (die vielleicht mitgenommen aber bei der Überfülle von Informationen selten gelesen werden) verkörperten wir das Projekt.
In Gesprächen mit den Besuchern berichteten wir auch über die einzelnen Veranstaltungen von K.O.N.I.G., als Anschauung dienten Fotos, die unprätentiös auf den Konferenztischen aufgestellt waren, Videos und CDs, Editionen des Projekts und Kurzinfos über die beteiligten KünstlerInnen. Die Aktion war überraschend erfolgreich. Indem wir uns namentlich vorstellten und den Dialog anboten, war die Anonymität aufgebrochen. Aus der passiven Rolle des aufnehmenden, , den Rundgang absolvierenden Betrachters befreit, stand der Rezipient plötzlich selbst im Mittelpunkt, wurde Teil der Aktion. Es entwickelten sich intensive Gespräche über Erwartungen und Wünsche an die Kunst, Strategien von KünstlerInnen und das K.Ö.N.I.G.-Projekt.
Die eher beiläufige Art der Materialpräsentation weckte Neugier und die Möglichkeit, an den Tischen zu sitzen, lud ein, sich in das ausgebreitete Material zu vertiefen.
Eine so positive Resonanz der Besucher auf unser Service-Angebot hatten wir nicht erwartet.
Bei dem roundtable-Gespräch, das sich an unsere Aktion und die Präsentation der beiden Künstler aus San Marino ausschloß, wurde die Frage nach Kunst als Service noch einmal vertieft behandelt, verschiedene Positionen via Künstlern, die sich in gesellschaftliche Strukturen einfädeln, wurden diskutiert. die ökonomischen und kulturpolitischen Möglichkeiten von Netzwerken untersucht.
Für unsere weitere Arbeit ergaben sich internationale Kontakte zu Kollegen mit der Option auf gemeinsame Projekte und Ausbau des Netzwerks u.a. mit dem Ziel eines gemeinsamen fundraising.
Bremen, den 04.10.99
Anne Schlöpke, Isolde Loock, Barbara Thiel (Künstlerhaus Bremen)