Andreas Slominski

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Es ist 23.30 Uhr. Ein Freitagabend. Der Bremer Hauptbahnhof leert sich langsam, nur noch ein paar Reisende und Rastlose sind unterwegs. Plötzlich bricht Unruhe aus und eine monumentale Hebebühne schiebt sich in die Halle. Mit wenigen Griffen wird sie vor der Zuganzeigetafel installiert. Es ist mittlerweile fünf vor zwölf und der Zug nach Paris Nord gerade abgefahren, da betreten zwei Personen die Kabine der Hebebühne und werden langsam zur Anzeigetafel emporgehoben. Sie spannen eine Plane und beginnen zu zeichnen. Aber was zeichnen sie? Und warum? Passanten bleiben stehen, fragen sich, was dort vor sich geht: Eine Werbemaßnahme der Deutschen Bundesbahn? Eines ist sicher: Eine willkommene Abwechslung! Viel Zeit vergeht, bis sich die Kabine endlich gen Boden bewegt. Die Hebebühne wird zurückgerollt und die beiden Akteure verschwinden in der Dunkelheit. Es ist 0.30 Uhr und auf dem Bremer Hauptbahnhof ist wieder Ruhe eingekehrt, so als wäre nie etwas Sonderbares geschehen. Der Zug nach Paris Nord rattert durch die ruhige Nacht ?


Mittels einer Folie mit der aufgezeichneten Uhrzeit 23.55, einem Fingerabdruck und zwei beigelegten dokumentarischen Fotografien konfrontiert uns Andreas Slominski (*1959 in Meppen, lebt in Berlin und Hamburg) mit der Absurdität des Alltags. Slominski reagiert auf das menschliche Streben nach effizientem Handeln, indem er eine sehr umständliche Inszenierung wählt, sein Ergebnis – das Kunstwerk – aber dennoch einfach strukturiert. Darüber hinaus thematisiert er die Diskrepanz zwischen der Austauschbarkeit digitaler Größen und der individuellen Handschrift.

Andreas Slominski
Der letzte Zug, 2005
Baufolie, Edding, 2 Fotografien
Baufolie: 82 x 70 cm
Fotografien: 13 x 10 cm / 10 x 15 cm
5 Exemplare
Hergestellt für das Künstlerhaus Bremen
900 €

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